Die Stufentheorie ermöglicht harmonische Zusammenhänge in Liedern zu erkennen und zu beschreiben. Erfahre hier mehr dazu.
Gitarrenlehrer
Wie bekommt man einen Überblick über all die vielen Akkordformen? Und wie lernt man am besten die ganzen Griffe auf der Gitarre?
In diesem Ratgeber zeigen wir dir, wie du die Akkorde selbst zusammenbauen und bestimmen kannst. Mit dem sogenannten Akkordbaukasten wirst du einen besseren Überblick über das Griffbrett bekommen und tonale Zusammenhänge besser verstehen können.
Unter einem Akkord versteht man den Zusammenklang von drei oder mehr verschiedenen Tönen gleichzeitig. Sind es drei Töne, spricht man von einem Dreiklang, bei vier Tönen von einem Vierklang.
Falls du erstmal noch einen Überblick über die Standardakkorde auf der Gitarre brauchst, lies dir unseren Artikel Gitarrenakkorde lernen durch.
Jeder Akkord hat einen bestimmten Aufbau, der über die Abstände der einzelnen Töne bestimmt wird. Deshalb müssen wir uns erst mit dem Thema Intervalle beschäftigen bevor wir Akkorde bestimmen können
Unter einem Intervall versteht man den Abstand zwischen zwei Tönen. Anhand der C-Dur Tonleiter sieht das folgendermaßen aus:
Die Töne der Tonleiter werden durchgezählt, also der erste, der zweite, der dritte Ton usw. Das Ganze geschieht auf Latein, wodurch wir zu den Bezeichnungen Prime, Sekunde, Terz usw. kommen.
Auf einem Griffbrettdiagramm erkennt man gut die Abstände zwischen den einzelnen Tönen der C-Dur-Tonleiter:
Wie du siehst, gibt es hier zwischen manchen Tönen zwei Bünde Abstand, zwischen manchen nur einen Bund. Dies ist der typische Aufbau einer Dur-Tonleiter.
Bei einem Bund Abstand spricht man von einem Halbtonschritt, bei zwei Bünden von einem Ganztonschritt.
Die Halbtonschritte sind wichtig zur genauen Bestimmung von Intervallen.
Um alle Möglichkeiten abzudecken, reicht leider nicht nur die Bezeichnung Prime oder Quarte aus. Es muss noch eine zusätzliche Bezeichnung her, genannt Qualität.
Die Intervalle können folgende zusätzliche Bezeichnung bekommen:
vermindert
klein
rein
groß
übermäßig
Die Prime, Quarte, Quinte und Oktave können vermindert - rein oder übermäßig sein.
Sekunde, Terz, Sexte und Septime können den Zusatz vermindert, klein, groß oder übermäßig bekommen.
(Der fett markierte Zusatz ist die Grundform in der Dur-Tonleiter)
Unser westliches Tonsystem besteht aus 12 verschiedenen Tönen, die du in der chromatischen Tonleiter wiederfindest:
C cis/des D dis/es E F fis/ges G gis/as A ais/bes B C
In der folgenden Tabelle siehst du die gebräuchlisten Abstände vom Ton C aus und deren Benennung:
Zur Übersicht: Alle Intervalle im Oktavbereich und deren möglichen Qualitäten siehst du in diesem Notenbild:
Jetzt endlich zu den Akkorden! Von Dur und Moll hast du sicher schon gehört. Sie haben einen unterschiedlichen Aufbau, der über die Intervalle bestimmt wird:
Dur: Prime - grosse Terz - Quinte
Moll: Prime - kleine Terz - Quinte
Wie in der obigen Tabelle vermerkt, habe ich bestimmte Intervalle mit Farben versehen, womit wir zu unserem ersten Akkordbauplan kommen:
Jedes Intervall bekommt nun eine eigene Farbe:
die Prime ist gelb
die kleine Terz hellgrün (wird hier mit b3 gekennzeichnet)
die große Terz dunkelgrün (wird mit einer 3 gekennzeichnet)
und die Quinte ist ockerfarben.
Wozu das Ganze? Nun, jetzt kommen wir zum eigentlichen Part, dem Akkordbaukasten.
Dazu benötigen wir zuerst eine leicht veränderte Version des Griffbrettdiagramms. Der graue Balken stellt den Gitarrensattel dar, die einzelnen Bünde auf den Saiten sind hier als Kästchen dargestellt:
In dieses Diagramm werden nun ausgehend vom Grundton C die Prime, kleine Terz, große Terz und die Quinte mit den jeweiligen Farben eingetragen:
Um jetzt einen C-Dur Akkord zu bauen, benötigen wir die Töne C - E -G, Prime - große Terz - Quinte, oder in Farben: gelb - dunkelgrün - ocker.
Bekannte C-Dur-Griffe sind diese beiden hier:
Einmal als offene Position und als Barre in der A-Form im 3. Bund.
Eine weitere Möglichkeit ist diese hier:
Hier wurde der Ton E auf der hohen E-Saite durch ein G getauscht, also große Terz gegen Quinte. Da kein neues Intervall hinzugekommen ist, das den Akkord verändern würde, bleibt die Akkordbezeichnung (C-Dur) gleich.
An diesem kleinen Beispiel siehst du, dass hier die Möglichkeiten unter anderem groß sind und evtl. erstmal für Verwirrung sorgen können.
Auffällig ist, dass bei diesen Standardgriffen viele Töne doppelt gespielt werden. Und das, obwohl für einen vollständigen Akkord eigentlich drei Töne ausreichend wären.
Dies wird auf der Gitarre oft gemacht, damit der Akkordklang insgesamt voller ist.
Benutzt man nur die drei notwendigen Töne kommen beispielsweise solche Griffe heraus:
Diese könnte man auch als Teilstücke aus den C-Dur-Akkorden sehen. Diese verkürzten Versionen werden tatsächlich in vielen Songs eingesetzt, man nennt sie auch Akkord-Voicings.
Probiere nun selbst aus und spiele alle möglichen Kombinationen durch, um einen C-Dur-Akkord zu spielen!
Auf diese Art und Weise lernst du selbst, wie man Akkorde bilden kann und sich eigene Voicings zurechtlegt. Ebenfalls bekommst du so einen guten Überblick über das Griffbrett. Versuche dir zu merken, wo welches Intervall (vom Grundton C aus gesehen) liegt.
Für den Akkord C-Moll, also die Töne C - Eb - G (Prime - kleine Terz - Quinte, Farben: gelb - hellgrün - ocker) gibt es beispielsweise folgende Möglichkeiten:
Diese Akkordformen lassen sich natürlich auch in andere Tonarten verschieben. Auf der Gitarre geht das zum Glück ziemlich leicht: Du musst dir nur merken, wo und auf welcher Saite der Grundton vom Akkord liegt, dann kannst du das Akkord-Voicing verschieben.
Der C-Dur/Moll Akkord hat seinen Grundton auf der A-Saite im 3. Bund, die Akkordformen wären die C-Form und die A-Form (dann als Barre gegriffen).
Für den Grundton auf der E-Saite kommen zwei Akkordformen in Frage:
Die E-Form und die G-Form.
Ausgehend vom Grundton G sieht das Diagramm nun so aus:
Hier gilt das gleiche Anwendungsprinzip wie für C-Dur bzw. C-Moll, also wieder über die Töne / Intervalle / Farben die Akkorde bilden.
Suche und spiele alle Akkord-Voicings für die Akkorde G-Dur und G-Moll.
Wenn du noch mehr Infos zum Thema Akkordformen und wie man sie auf der Gitarre anwendet, erfahren möchtest, schau dir unseren Artikel "Das CAGED-System für Gitarre" an.
Neben Dur und Moll gibt es noch weitere Dreiklänge. Vor allem die Sus-Akkorde werden oft verwendet. Sus ist die Abkürzung für suspend, was in diesem Fall so viel wie aufheben oder ersetzen bedeutet.
Hier wird die Terz, die ja entscheidet, ob ein Akkord Dur oder Moll genannt wird, gegen eine Sekunde oder Quarte ausgetauscht.
Der Akkordbauplan sieht dann so aus:
Die Baukasten-Diagramme werden nun mit den Sus-Intervallen erweitert.
Wie du siehst, werden die Möglichkeiten immer mehr und es wird langsam etwas unübersichtlich. Dur - und Mollterz sind trotzdem noch im Diagramm vorhanden, um die Zusammenhänge besser zu verstehen und sehen zu können.
Verminderte - und übermäßige-Akkorde werde ich deswegen nur kurz erwähnen, sie aber nicht mit ins Diagramm einbauen. Schließlich warten ja noch die Vierklänge auf uns.
Hier der Aufbau von vermindertem und übermäßigem Akkord und deren Schreibweise:
Vierstimmige Akkorde
Hier klingen, wie der Name schon vermuten lässt, vier verschiedene Töne zusammen. Zu den typischen Dreiklängen Dur und Moll kommt noch ein weiteres Intervall hinzu. In den meisten Fällen ist dies eine Septime, es kann aber z. B. auch eine Sexte oder eine None sein.
Hier die Baupläne der gängigsten vierstimmigen Akkorde:
Ähnlich wie bei der Terz kann die Septime klein oder groß sein, hier gekennzeichnet mit 7 in Hellblau für kleine und j7 in Dunkelblau für große Septime.
Tragen wir diese Intervalle zusätzlich in unsere Diagramme ein, wird das Griffbrett langsam ausgefüllt:
Hinweis: Die Intervalle Sekunde und None bezeichnen den gleichen Ton, wodurch im Diagramm auch die Farbe gleich ist. Die None ist nur eine Oktave höher als die Sekunde.
Als Beispiel hier mal ein paar vierstimmige Akkordgriffe in der Tonart C:
Auch hier gibt es wieder mehrere Möglichkeiten für jede einzelne Akkordform.
Ich könnte jetzt auch alle Akkord-Voicings auflisten, das ist aber nicht Sinn und Zweck der Sache - du musst es selbst machen! Nur so stellt sich ein Lerneffekt ein und du wirst Akkordformen auf dem Griffbrett sehen können.
Tipp: Nicht immer lassen sich alle vier Töne auf der Gitarre gleichzeitig greifen, spätestens bei einem fünf-stimmigen Akkord wird das schwierig.
Das Intervall, das man als erstes auslassen könnte, wäre die Quinte, da sie für die Bestimmung des Akkords nicht so wichtig ist. Falls du in einer Band spielen solltest und der Bassist den Grundton spielt, könntest du diesen auch weglassen.
Mit Hilfe der Baupläne und des Baukastens solltest du nun selbst in der Lage sein Akkorde auf der Gitarre zu benennen und herauszufinden, welchen Akkord du z.B. gerade auf der Gitarre spielst.
Es ist zwar erstmal ein bisschen Arbeit, den Überblick über alle Intervalle und Akkordformen zu bekommen, aber je mehr du dich damit beschäftigst, desto besser wird dein Überblick über das Griffbrett und die möglichen Akkordformen sein.
In diesem Sinne wünsche ich fröhliches Akkorde-Bauen. Anbei findest du den Akkordbaukasten als PDF mit sämtlichen Diagrammen und den Bauplänen zum Download.
Wenn du deine Akkorde notieren möchtest findest du hier verschiedene Griffbrett-Diagramme zum Download:
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